ährend Tom
und Indigo auf dem Dach der Bücherei saßen, war Rosa im Kunstunterricht, den
ihre Mutter samstagmorgens gab; diesmal wurden T-Shirts mit einer Aufschrift
entworfen.
Eine gewisse Unzufriedenheit lag in der Luft. Selbst Eve, die ihre Schüler verteidigte, egal was passierte, musste zugeben, dass sie samstagmorgens nicht in bester Verfassung waren.
»Arme Lieblinge, es sind ihre Freitagabende«, sagte sie, um zu erklären, warum sie so gereizt und gar nicht kreativ waren. Eve begriff, dass die Konsequenzen der Freitagabende sich jeglicher Kontrolle entzogen.
Ob ich mal Freitagabende habe, fragte sich Rosa, während sie sich müßig im Kunstraum des Colleges umschaute.
Ja.
Die Atmosphäre im Zimmer war ansteckend und Rosa begann einen weiteren verärgerten Brief an ihren Vater.
Daddy Liebling,
das ist von Rosa.
Mummy hat mir ein T-Shirt gemacht auf dem steht Permanentrosa mit Einbügelbuchstaben damit sie allen zeigen kann wie man das macht.
Rosa legte eine Pause ein und schaute sich um. Vorn an der Tafel standen Wörter und Wendungen, die ihre Mutter nicht passend für das T-Shirt-Design im College fand. Nach einigen Ausdrücken war sie so oft gefragt worden, dass sie schließlich eine schwarze Liste verbotener Wörter angelegt hatte, an die sich alle halten sollten. Immer wenn jemandem etwas Neues einfiel, schrieb sie es unerschrocken auf.
»Haben Sie etwas gelernt, was Sie noch nicht kannten?«, fragte ein Schüler sie.
»Nein, Liebling«, sagte Eve ein wenig wehmütig. »Seit vielen, vielen, vielen Jahren nicht.«
Rosa las die Liste durch und wandte sich wieder ihrem Brief zu.
Das sind die Wörter die ich heute in Mummys Kunstunterricht buchstabieren gelernt habe, schrieb sie und seufzte ein bisschen, als sie mit der langweiligen Arbeit begann, von der Tafel abzuschreiben. Lieber hätte sie von einer neuen Krise berichtet. Manchmal fürchtete sie, nichts zu finden, das schlimm genug war, um ihren Vater wieder nach Hause zu bringen. Sie hoffte immer weniger, dass er je einen ihrer Briefe lesen, entsetzt aufschreien und zur Rettung nach Hause stürmen würde.
Neben ihr prägte ein Junge mit teuer aussehenden Haarverlängerungen und dunkler Sonnenbrille die Wörter VERBRECHEN LOHNT SICH in fluoreszierendem Pink auf ein schwarzes T-Shirt. Rosa sah zu, wie er die Ärmel abschnitt (»Wer will schon Ärmel!«, erklärte er freundlich, als er merkte, dass sie zuschaute), sein altes Hemd auszog und das neue überstreifte.
»Bist du ein Einbrecher?«, fragte sie ihn hoffnungsvoll, wobei sie an die schwarze Gitarre dachte.
»Sehe ich aus wie ein Einbrecher?«, entgegnete er empört.
»Ja.«
»Die Leute ziehen immer voreilige Schlüsse«, sagte er ärgerlich, zerrte das T-Shirt wieder herunter und knüllte es zu einem Ball.
»Kann ich es haben, wenn du es nicht willst?«, fragte Rosa.
»Wenn es dir gefällt.«
Schließlich war der Unterricht zu Ende. Die Schüler trugen entweder ihre Arbeit oder sie warfen sie in den Papierkorb. Stöhnend vor Erleichterung flohen sie hinaus und plötzlich waren Eve und Rosa allein.
Eve kehrte Stofffetzen und Pauspapier vom Boden. Rosa sagte: »Wer will schon Ärmel«, schnitt die ihres Permanentrosa-T-Shirts ab, zog es an und wurde vergnügter, weil Indigo an diesem Tag Tom mit nach Hause bringen würde. Dann trugen sie die Schachtel mit den übrigen T-Shirts hinaus zum Wagen, suchten die Autoschlüssel, fanden sie (an einer Schnur um Eves Hals) und führen gerade vom Parkplatz, als Eve rief: »Das Bügeleisen!«, schleudernd zum Halten kam und ins Gebäude rannte, um das Bügeleisen auszuschalten.
Drei Minuten später waren sie wieder an derselben Stelle und hielten erneut, diesmal dank der quietschenden Handbremse. »Diese grässliche Liste!«, schrie Eve und lief wieder hinein, um die Tafel abzuwischen. Sie kam heraus, ließ den Motor an und fragte: »Habe ich die Fenster zugemacht?«
Rosa nickte, und um weitere Verzögerungen zu verhindern, steckte sie die Finger in die Ohren und kniff die Augen zu.
Als sie wieder hörte und sah, waren sie zu Hause und Indigo und Tom winkten ihr durchs Autofenster.
»Hallo, Permanentrosa«, sagte Tom.
Indigo machte für alle ein spätes Mittagessen. Der Nachmittag hielt für Tom viele Offenbarungen bereit und die erste davon war, dass Indigo Mittagessen machte. Es gab Schinkenbrötchen und Pfannkuchen mit Ahornsirup. Indigo schleuderte die Pfannkuchen bis zur Decke, wie Maggy es ihm in der vergangenen Woche beigebracht hatte, und fing sie jedes Mal tadellos mit der Bratpfanne auf.
»Wieso kannst du Pfannkuchen fangen, einen Ball aber nicht?«, fragte Tom.
»Übung«, sagte Indigo.
Ein Stapel Pfannkuchen wurde für Eve ins Gartenhäuschen getragen. Tom erklärte sich freiwillig dazu bereit, denn sobald Eve aus dem Wagen gestiegen war, hatte sie gemurmelt: »Ich muss sehen, ob meine Katzen noch klebrig sind«, und sich über den Gartenpfad verzogen.
Sie kam nicht zurück und Tom wurde neugierig. Er fragte sich, wie klebrig die Katzen sein mussten, um sie so lange zu beschäftigen. Er nahm an, er würde sie dabei antreffen, wie sie die Tiere eifrig abrieb. Deshalb überraschte es ihn sehr, als er mit den Pfannkuchen kam, dass Eve behaglich auf einem verblassten rosa Sofa lag und schlief, während keine klebrige Katze in Sicht war. Tom schüttelte sie wach und sagte: »Ich habe Ihnen ein paar Pfannkuchen gebracht und ich glaube, Ihre Katzen sind geflüchtet.«
»Liebling«, stöhnte Eve und zog sich einen alten gestreiften Morgenrock über den Kopf, »nicht noch ein surreales Gespräch, bitte!« Und sie schlief wieder ein.
Tom stapfte aus dem Häuschen und war an Indigos Stelle empört. Zu Hause in Amerika war er daran gewöhnt, dass er für jeden seiner eigenen Beiträge zum Familienleben (nicht als ob er in den letzten ein, zwei Jahren viele gemacht hätte) enormen Beifall erntete. Ein so sensationelles Angebot wie Pfannkuchen würde wahrscheinlich in einer Vitrine ausgestellt. Er kehrte in die Küche zurück und da lehnte Sarah, die ebenfalls Schinkenbrötchen und Pfannkuchen gegessen hatte, an der Küchenspüle und kratzte fettige Teller ab.
Es war das erste Mal, dass Tom Sarah außerhalb ihres Rollstuhls sah, und er fand den Anblick ziemlich beunruhigend.
»Sollte sie das tun?«, flüsterte er Indigo zu.
»Sie ist an der Reihe«, sagte Indigo, ganz herzlos, fand Tom. Er war kein bisschen überrascht, als Sarah im nächsten Augenblick plötzlich anfing zu jammern: »Oh, meine Beine! Meine Beine! Nimm den Spüllappen, schnell, Tom! Alles wird trüb und verschwommen!«
Tom nahm sofort den Lappen und spülte dann eine Ewigkeit, bis er merkte, dass Safran und Sarah und Rosa die Teller, die sie gerade abgetrocknet hatten, ihm immer wieder zurückgaben.
»Rosa!«, sagte Tom vorwurfsvoll.
»Du hast mein Bild noch nicht mal angeschaut«, sagte Rosa.
»Doch.«
»Nicht gründlich.«
Tom legte den Spüllappen weg, durchquerte die Küche und betrachtete Rosas Bild genau. Er schaute es an und schaute es wieder an und sagte schließlich: »Hast du das alles selbst gemacht?«
Rosa nickte.
»Donnerwetter«, sagte Tom.
Rosa fing an, ihn mit den Leuten bekannt zu machen, die in ihrem Leben wichtig waren.
»Das ist Maggy, die in London zur Universität geht. Sie kommt bald nach Hause und bleibt den Sommer über da. Das ist Derek-vom-Camp, der einmal ihr Freund war. Das ist Michael, der sagt, er wird sie heiraten. Da ist Sarahs Mutter, die das Sonntagsessen in einem Boot bringt, und das ist Sarah neben Safran. Und das ist unsere Mutter, die neben dem Kamin schläft, und ich bin neben Indigo. Er kann nicht herunterfallen... Das ist die Rakete deines Vaters.«
»Wirklich?«
»Und dort drüben ist deine Mutter. Sie kümmert sich um die Bären. Diese Insel ist Amerika. Aus der Ferne.«
»Genau so sieht es aus«, sagte Tom.
»Und dort drüben habe ich versucht, dich zu malen. Es ist der beste Platz, weil du dich an den Kamin lehnen kannst...«
»Das war zuvor mein Platz«, unterbrach Sarah sie. »Ich wurde weggewischt! Ich werde in diesem Haus sehr schlecht behandelt!«
»...aber ich kriege die Gitarre nicht richtig hin«, fuhr Rosa fort, ohne Sarah zu beachten. »Ich kann deine Hände nicht so zeichnen, als würden sie die Gitarre richtig halten.«
Tom schaute sich nach seinem Gitarrenkasten um, den Indigo ihm schon reichte. Tom nahm die Gitarre heraus und setzte sich, er hielt sie richtig in den Händen. Rosa betrachtete ihn aufmerksam und fing an zu zeichnen.
Rosa runzelte die Stirn vor Konzentration und zeichnete immerzu, und Tom saß geduldig die ganze Zeit da, spielte ab und zu und erzählte dazwischen etwas. Einmal schaute er auf und sah, wie Indigo ihn angrinste. Er zog die Augenbrauen hoch und fing an, eine komplizierte Folge von Tönen zu zupfen.
»Spiel das noch mal«, sagte Sarah. »Es hat fabelhaft geklungen.«
Tom spielte es noch mal und war glücklich. Nicht wild himmelhoch jauchzend glücklich, sondern normal, friedlich zufrieden. Es war ein so ungewöhnliches Gefühl, dass es ihm auffiel.
Nach einer Weile gingen Sarah und Safran zu Sarah nach Hause und Rosa hatte genug gezeichnet. Tom zeigte Indigo, wie man eine Gitarre hält, und Rosa, der einfiel, wie ungeschickt sie am Morgen im Musikgeschäft gewesen war, schaute zu. Die summende Dunkelheit in der Öffnung hinter den Saiten faszinierte sie und sie fragte: »Was ist in dem Loch?«
»Nichts«, antwortete Tom. »Na ja, nur ein altes Etikett... Hier siehst du es.«
»Was steht darauf?«
»Admira.« Tom brauchte gar nicht hinzusehen. »Das ist die Marke der Gitarre.«
»Und die kleinen Buchstaben darunter?«
»Fabricado en España«, sagte Tom, »glaube ich.« Er beugte sich über die Gitarre, um die verblasste Schrift zu lesen, und bekam den Geruch aus dem Innenraum in die Nase, der scharf von Holz, Staub und Lack gewürzt und leicht moderig war. »Fabricado en España...«
Seine Stimme wurde immer leiser. Er holte tief Luft. Das Innere seiner Gitarre roch so durchdringend nach zu Hause, dass er plötzlich dreitausend Meilen entfernt war. Es hätte ihn nicht überrascht, das Brummen des Verkehrs zu hören oder das Geräusch vertrauter Türen, die geöffnet und geschlossen wurden. Er hätte schwören können, dass er auch einen Babyschrei vernahm.
Selbst vor einem Gespenst wäre er nicht noch mehr erschrocken.
Als Tom aus seiner Betäubung zurückfand, starrten Rosa und Indigo ihn erstaunt an.
»Deine Hände zittern«, sagte Rosa.
»Ich habe etwas Unheimliches erlebt«, sagte er entschuldigend. »Ich war... Es war wirklich merkwürdig... Riecht mal in meine Gitarre!«
Sie schnupperten brav, schüttelten jedoch die Köpfe. Der Geruch sagte ihnen nichts.
»Es hat in mir ein furchtbares Gefühl ausgelöst«, sagte Tom. »Schaurig...«
Es hatte nach Groll gerochen. Und nach dem hilflosen Zorn, der entsteht, wenn man in ein Leben hineingezogen wird, in dem man nicht sein will. Nach monatelangem Schmollen in seinem Zimmer. Es roch nach geschlossenen Türen, hinter denen von Strategien geflüstert wurde, die ihn, Tom, das Familienproblem, zum Nachgeben zwingen sollten. Und zu seinem Glück.
Zu Hause in Amerika hatten sie tatsächlich sehr angestrengt versucht, Tom zum Nachgeben und zu seinem Glück zu zwingen.
»Ihr habt es viel zu sehr versucht!«, hatte seine englische Großmutter streng erklärt, als Toms Vater ihr erzählte, dass Tom sich eine Million Meilen weg wünschte. »Aber ich habe nichts dagegen, ihn euch eine Zeit lang abzunehmen. Das gibt euch eine Pause und es wird Tom nicht umbringen! Natürlich wird er zur Schule gehen müssen, ich lasse ihn nicht den ganzen Tag bei mir herumhängen und im Weg sein, und wenn er nach Hause kommt, kann er mit den Katzen helfen. Und wenn er den Rest seiner Zeit mit kindischen Wutanfällen verbringen will, habe ich nichts dagegen. Ich bin immun gegen Wutanfälle«, hatte sie selbstzufrieden gesagt. »Schickt ihn auf jeden Fall herüber!« So war Tom auf eigenen Wunsch nach England gekommen, zwar nicht eine Million Meilen von zu Hause entfernt, aber doch so weit weg wie möglich. Hier war er nicht glücklicher als in Amerika und hatte es wesentlich unbequemer. Im Haus seiner Großmutter stand er zudem erstaunlicherweise nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, aber dafür entschädigte er sich in der Schule. Und er war entsetzlich einsam. England gefiel ihm nicht und zu Hause gefiel es ihm auch nicht. Bis zu dem Samstagnachmittag, an dem er zum ersten Mal im Haus der Cassons war, gab es keinen Ort in der Welt, an dem er sein wollte.
Tom blieb den ganzen Nachmittag und so lange am Abend, dass Eve, die endlich aus ihrem Häuschen kam, ihm freundlich ein Nachtlager auf dem Boden in Indigos Zimmer anbot.
»Ich gehe besser nach Hause«, sagte Tom zögernd.
»Komm morgen zurück«, sagte Indigo. »Sonst kommt niemand.«
»Wirklich nicht?«, fragte Rosa und sah Eve hoffnungsvoll an.
Eve schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, Liebling. Daddy auf jeden Fall nicht!«
»Verdammter Daddy«, sagte Rosa.
»Rosa!«
»Ich habe Tom erzählt, dass er nie mehr nach Hause kommt«, sagte Rosa, ohne Reue zu zeigen, »und Tom sagt...«
»Bis morgen dann«, unterbrach Tom sie laut, und zugleich befahl Indigo: »Halt den Mund, Rosa!«
»Oh, schon gut«, sagte Rosa, aber als Tom gegangen war, beendete sie den Brief, den sie am Morgen im Kunstunterricht begonnen hatte. Es war, dachte sie zufrieden, als sie die Küsse unten auf das Blatt zeichnete, bis jetzt der bedrohlichste.
Tom sagt eines Tages wirst du zurückkommen und sagen Überraschung Überraschung das ist meine neue Frau und das ist mein neues Baby.
Und erwarten dass wir uns freuen.
Alles Liebe Rosa
Es war schon dunkel, als Tom bei seiner Großmutter ankam, so spät, dass sie sich Sorgen gemacht hatte.
»Ich weiß, dass Kommunikation nicht gerade deine Stärke ist, aber du hättest anrufen können«, schimpfte sie. »Wo bist du gewesen?«
»Bei Indigo. Ich habe ihn in der Stadt getroffen.«
»Der große dünne Junge mit der Babyschwester?«
»Sie ist kein Baby.«
»Wahrscheinlich war sie mal eins. Wie heißt sie?«
»Rosa«, sagte Tom. »Sie heißen alle nach verschiedenen Farben. Ihre Mutter hat die Namen von einer Farbkarte, haben sie mir erzählt. Magenta, Safran, Indigo und Rosa.«
»Wirklich sehr schöne Namen!«
»Ihre Eltern sind Künstler«, berichtete Tom, der sich freute, jemanden zu haben, mit dem er über seine neuen Freunde reden konnte. »Ihre Mutter malt Bilder in einem Häuschen hinten im Garten und ihr Vater ist in London. Er kommt nicht mehr oft nach Hause. Und Safran ist eigentlich ihre Kusine. Sie ist adoptiert.«
»Es gibt alle möglichen Familien«, meinte seine Großmutter, »und die meisten scheinen auf die eine oder andere Art miteinander auszukommen.«
Tom schwieg.
»Bring Rosa mal mit und zeig ihr meine Katzen. Die Burmakatzen. Ich bin überzeugt, dass sie ihr gefallen. Allerdings wirst du ihr erklären müssen, dass ich keine Hexe bin. Ich nehme an, sie wird enttäuscht sein.«
Tom schaute erstaunt zu ihr auf. Nie war sie ihm so freundlich vorgekommen.
»Alle möglichen Familien«, wiederholte sie und schaute hinauf zum aufklarenden Himmel. »Das wirst du lernen. Und jetzt komm herein und iss zu Abend.«
*
Als Rosas Brief in London eintraf, beunruhigte er ihren Vater so sehr, dass er noch am selben Tag Eve anrief.
»Du wirst nicht glauben, welche Wörter sie gelernt hat, wie sie schreibt«, fing er an und las sie ihr vor.
»Oh«, Eve lachte, »ich erinnere mich. Meine Liste der verbotenen Wörter! Ich habe sie meinen Kunstschülern am Samstagmorgen an die Tafel geschrieben. Wir haben T-Shirts entworfen. In einem davon ist Rosa heute Morgen in die Schule gegangen. Es reicht ihr bis zu den Knien und in großen rosa Buchstaben steht vorne drauf VERBRECHEN LOHNT SICH...«
»Wie hat sie denn ausgesehen?«, fragte Bill entsetzt.
»Nun, nicht besonders ordentlich«, gab Eve zu. »Obwohl es Sarah und Safran gelungen ist, ihr das Haar zu zwei sehr süßen kleinen Zöpfen zu flechten...«
»Verbrechen lohnt sich!«
»Rosa weiß natürlich, dass das nicht stimmt«, sagte Eve beruhigend. »Oder nur selten. Normalerweise nicht. Auch wenn ich sagen muss, dass einige meiner Schüler offenbar glauben...«
»Ich wollte, du würdest Rosa nicht zu deinem Unterricht mitnehmen«, sagte Bill gereizt. »Schau dir diese Sprache an, die sie aufgefangen hat! Und wenn du mich fragst, dann ist das, was du lehrst, nicht gerade...«
Eve legte behutsam den Hörer weg und fing an zu summen, während sie den Inhalt ihrer Handtasche durchsah. Nach ein paar Minuten nahm sie den Hörer wieder, sagte schnell: »Du hast absolut Recht, Liebling! Ich muss los!«, und legte auf.
»Wer war das?«, fragte Rosa, die gerade hereinkam.
»Daddy.«
»Oh.«
Eve improvisierte schnell. »Über deinen Brief hat er sich gefreut.«
»Gefreut?«
»Er hat sich sehr für die T-Shirts interessiert. Und für die Liste von Wörtern (von denen ich weiß, dass du sie nie gebrauchen würdest, Rosa Liebling).«
»Was hat er noch gesagt?«
»Das Ende habe ich nicht so recht mitgekriegt.«
»Kommt er zu uns?«
»Ganz bestimmt«, sagte Eve und umarmte Rosa.